Hierbei geht es natürlich nicht um unser morgendliches Aufwachen, sondern um eine Symbolik. Wenn wir unsere Gesellschaft aus der Beobachterposition betrachten, können wir mühelos feststellen, dass die Mehrzahl der Menschen sich verhält wie ein Heringsschwarm, der wie von einer unsichtbaren Macht gelenkt sich in einer festgelegten Ordnung durch das Wasser bewegt. Erst wenn ein Raubfisch versucht, sich aus diesem Schwarm eine Beute zu fangen, bricht diese Form auseinander, die Fische flüchten in alle Richtungen. Ist die Gefahr vorüber schließt sich der Schwarm wieder zusammen und bewegt sich wieder wie ein aus vielen Teilen bestehendes Ganzes durch das Meer, als wäre nichts geschehen. Machen es die meisten Menschen nicht genau so? Sie lassen sich von den Medien, den sogenannten Mainstream, von einer Modeströmung, von einem Trend bestimmen, folgen dieser Richtung bis sich ein neues Ziel auftut und dann dem, was da jetzt neu propagiert wird zu folgen. Erfahren sie von irgendeiner Katastrophe oder sind gar selbst darin verwickelt, entsteht Panik, ein heilloses Durcheinander, alle Beteiligten sind orientierungslos, aufgelöst, jeder sagt was anderes, bis sich die Aufregung mit der Zeit legt und der alte Trott wieder die Oberhand gewinnt. Nichts hat sich wirklich geändert, jeder versucht zu seinem gewohnten Alltag zurückzukehren, so wie bisher. Die Kathastrophenmeldungen der letzten Zeit haben genau dieses Verhalten an den Tag gelegt.
Wir sind wie Schlafende, die kurz von einem Geräusch aufgeschreckt werden, um dann wieder in ihr Kissen zurückzusinken, um weiter zu schlafen. Die meisten empfinden es sogar angenehm, zu der Gesellschaft dazu zu gehören. Das gibt ein Gefühl von Gemeinschaft, von Zugehörigkeit. Es gibt so viele Möglichkeiten, sich auf diese Zusammengehörigkeit einzulassen, seien es Fußballspiele im Stadion, Schlagerveranstaltungen oder nur einfach am Stammtisch über die Politik schimpfen oder die weitverbreiteten Fasnacht- und Oktoberfeste. Da kann man sich vergnügen, einen drauf machen, sich mit Gleichgesinnten amüsieren und den grauen, ewig gleichen Alltag vergessen. Es fühlt sich gut an, dabei zu sein und man muss sich auch nicht anstrengen, denn alles ist vorgegeben – der Arbeitstag, der Feierabend, das Familienleben: Wenn zum Beispiel einer in der Familie Geburtstag hat, wird gefeiert, auch wenn man die Sprüche vom Onkel Kurt nicht mehr hören kann, aber natürlich geht man da trotzdem hin, das gehört dazu. Man überlegt nicht mehr, ob das das Leben ist, das man sich wünscht, ob diese Lebensweise den eigenen Bedürfnissen entspricht. Was soll man denn sonst machen? Schließlich muss man Geld verdienen, seinen Verpflichtungen nachkommen. Da bleibt keine Zeit, sich mit irgendwelchen Hirngespinsten zu beschäftigen. Tun zu können, was man möchte, sein Leben in Wohlstand und Unabhängigkeit zu verbringen, das sind immer die anderen, das gibt es nicht für den Normalbürger. Es gibt selbstverständlich Menschen, die diese vorgegebene Struktur mit Überzeugung leben, die mit zu viel Freiheit komplett überfordert wären, die diese – wenn auch nur scheinbare - Sicherheit brauchen, um den Alltag bewältigen zu können, dann ist das absolut in Ordnung! Aber was ist mit all denjenigen, die sich nur damit abgefunden haben, die ihre Träume geopfert haben, für ein solides Leben, so wie man es von den Eltern gelernt hat, auch wenn es dort nie so wirklich funktioniert hat – was bedeutet das für solche Menschen?
Freidenker und Individualisten waren für eine archaische Sippe eine große Bedrohung, denn nur der Zusammenhalt der Sippenmitglieder ermöglichte es der Sippe zu überleben und schützte sie vor feindlichen Angriffen. Wer es wagte, im Alleingang sich der Wildnis auszusetzen, hatte kaum Überlebenschancen. Bis heute hält dieses uralte Sippenparadigma viele Familien zusammen. Das offenbart sich in pietistischen Glaubensgemeinschaften wie den Apostolischen oder den Zeugen Jehovas, auch im orthodoxen Judentum wird ein Gemeindemitglied, das sich nicht an die vorgegebenen, strengen Regeln hält, gnadenlos geächtet. Obwohl in unserer heutigen Zeit diese Notwendigkeiten ihren Sinn verloren haben, steuern sie uns unterschwellig immer noch und unser schlechtes Gewissen hält uns in einem Umfeld fest, das für uns fremd geworden ist. Auch Diktaturen nutzten und nützen bis heute strenge Vorschriften, um die Bevölkerung gefügig zu halten, denn jede Eigenständigkeit könnte die Sinnlosigkeit dieser Regelungen offenbaren, die nur einigen wenigen dazu dient, ihre Macht zu erhalten. Damals die DDR, heute Nordkorea, afrikanische und vor allem islamisch geführte Staaten zeigen mit großer Deutlichkeit, wie weit der lange Arm des Regimes sich auswirken kann und wie die Bevölkerung diese Lügen als persönliche Wahrheit verinnerlicht. Ein Hauptfaktor, der uns in unserem unsichtbaren Gefängnis verharren lässt ist vor allem anderen die Angst. In den totalitären Systemen hat sie eine reale Basis. Jedes falsche Wort kann von jemanden, der diesem Staat dienen will oder der persönliche Aversionen entwickelt, genutzt werden, um einen ungeliebten Bürger zu denunzieren. Die Folgen einer solchen Anklage, die drohende Inhaftierung, die möglich Folter, all das sind sehr reale Ängste. Aber wir leben heute immer noch im Schatten dieser Ängste, auch wenn wir uns dessen nicht bewusst sind. 2000 Jahre Unterdrückung durch Staat und Kirche haben gute Arbeit geleistet! Und leider fangen die Politiker schon wieder damit an, die Bevolkerung über Verbote im Zaum zu halten – eine gefährliche Entwicklung!
Meist beginnen wir erst dann an, über unser Leben nachzudenken, wenn uns vom Schicksal der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Das kann eine schwere Erkrankung sein, aber auch unerwartete Todesfälle im nächsten Umfeld, finanzielle Einbruche, Schocks in der beruflichen oder privaten Karriere, Beziehungskrisen und vieles mehr, was unser gewohntes Leben durcheinander wirbelt. Schon allein mit irgendeinem Leid konfrontiert zu werden, ist ein sehr schmerzhafter Prozess, denn wir sind es gewohnt zu fragen „Warum gerade ich? Warum straft mich Gott? Womit habe ich das verdient?“ Clemens Kuby, der bekannte deutsche Filmemacher beschreibt das sehr detailliert in seinem Buch „Mental Healing“ wie er nach einem Sturz aus 15 m Höhe bis zum Hals gelähmt, in der Klinik lag, mit der Diagnose, er würde nie wieder gehen können. Als er dann – weil er auch nichts anderes mehr tun konnte - als sein bisheriges Leben unter die Lupe zu nehmen, - wurde ihm immer mehr bewusst, was da alles schief gelaufen war, wie wenig er gelebt hatte und wie er sich von scheinbaren Notwendigkeiten hatte vereinnahmen hatte lassen. – Das war für ihn ein sehr langwieriger, äußerst schmerzhafter Prozess, aber mit jeder Erkenntnis, mit jeder Neuorientierung im Geiste wurde sein Körper wieder beweglicher. Nach einem Jahr verließ er die Klinik auf seinen eigenen zwei Beinen. Das, was die großen Religionen als Reue, als Metanoia beschreiben, das genau ist solch ein Prozess, wie ihn Clemens Kuby erlebt hat. Natürlich ist es sehr unangenehm, in den Spiegel schauen zu müssen und zu sehen, wie unbewusst, wie ignorant man bisher durch sein Leben getrampelt ist, Aber es dient niemanden, wenn wir dann das Büßerhemd anziehen und uns selbst bemitleiden und kasteien für unsere „Sünden“. Wann immer wir mit einer Lebenskrise konfrontiert werden, bedeutet das, dass der Wecker des Schicksals klingelt, dass wir aufwachen müssen und unsere Bequemlichkeitszone, die uns wie ein warmes Bett einlullt, verlassen sollen und aufstehen. So unangenehm das auch sein mag, so viel Überwindung es auch kosten mag, aber das Leben fragt nicht danach, ob wir dazu Lust haben oder nicht. Wenn wir die Botschaft ignorieren, schlägt es das nächste Mal noch unbarmherziger, noch brutaler zu. Wir können dem Leben nicht davonlaufen und wir können uns noch weniger vor ihm in unsrer kleinen, berechenbaren Höhle verstecken. Es findet uns überall! Wir können Medikamente schlucken, uns Operationen unterziehen, den Partner oder den Beruf wechseln, über die Schuldigen herziehen oder uns in unsrer Verbitterung verkriechen, wenn wir nicht bereit sind, die Botschaft zu entschlüsseln, wird sie uns wieder und wieder in verschiedenen Varianten serviert. Und wenn wir daran zerbrechen, darum kümmert sich das Schicksal nicht, es will ja nur, dass wir aufwachen und das, was wir es uns für das Leben vorgenommen haben - bevor wir gekommen sind - auch erledigen. Denn, wenn wir unseren Lebensplan bereit sind zu finden und umzusetzen, dann geht es uns auch gut, dann fühlen wir uns wirklich wohl, dann gehören Herausforderungen dazu, um weiter zu wachsen ! Das Universum will, dass wir unsre Lebensaufgabe erfüllen, dass wir authentisch werden, Aber wie sagte mein damaliger Lehrer, Hans Endres immer: „Der Kosmos hat Zeit, wenn du es jetzt nicht kapierst, du kannst ja wieder kommen, und nochmal und nochmal, bis du es irgendwann endlich bereit bist zu verstehen.“
Die größte Lüge, die in unseren Köpfen herumschwirrt ist die Illusion, dass das Leben harmonisch und berechenbar verlaufen sollte. Seit Jahrtausenden zeigen uns die Weisheitslehren, dass sich das Leben wie ein lebendiger, ständig fließender Fluss gestaltet, mit Stromschnellen, Felsen und vielen anderen Hindernissen, aber dass wir uns davon nicht aufhalten lassen, sondern dass jedes Hindernis uns hilft, gestärkt daraus hervorzugehen – wie ein Fluss, der an Breite und Strömung zunimmt, je mehr er sich dem Meer nähert. Aber wir halten an dieser Illusion fest und glauben, wenn wir unser Leben in absehbaren Grenzen gestalten, können wir es kontrollieren – und werden wie ein Teich, ohne Frischwasserzufuhr, der irgendwann anfängt zu stinken. Krishnamurti hat das in seiner Geschichte „Der Strom des Lebens“ anschaulich beschrieben. Es bedarf eines gründlichen Umdenkens, einer kompletten Neuorientierung, und vor allem einer gnadenlosen Ehrlichkeit uns selbst gegenüber und die Bereitschaft, uns für das Unbekannte, das Neue zu öffnen. Es bedarf einer ganz neuen Sichtweise, Probleme als Chancen zu sehen – wie eine Rechenaufgabe, deren Lösungsweg man finden muss – und nicht als eine Strafe irgendeines rachsüchtigen Gottes. Was auf uns zukommt, hat immer etwas mit uns zu tun. Entweder haben wir die Gesetzmäßigkeiten nicht beachtet und kriegen jetzt die Quittung dafür oder aber das Leben will, dass wir uns verändern, eine neue Stufe erklimmen, etwas dazu lernen, eine neue Form der Wahrnehmung in unser Repertoire aufnehmen.. Wenn wir in unserem Schrebergarten sitzen bleiben, versäumen wir, die unendlichen Möglichkeiten zu entdecken und zu erkennen, dass es nicht um Strafe oder Sünde geht, sondern um die Notwendigkeit, unsern Horizont zu erweitern. Wir Menschen sind die einzigen Lebewesen, die mit dieser Fähigkeit ausgestattet sind. Wie sagte der große Schamane, Alberto Villoldo in einem Interview: „Das Universum liebt Bewusstsein und fördert diejenigen, die bereit sind, ihr Bewusstsein zu erweitern.“ Dann wird das Erwachen nicht mehr schmerzhaft, dann wird es ein spannendes Abenteuer.
Aber wie macht man das in einem mit Pflichten angefüllten Alltag? Es kostet überhaupt keine zusätzliche Zeit, es geht darum, mit dem was ist, anders umzugehen. Das beginnt schon bei Erwachen morgens. Dieser ganz keine Moment der Aufmerksamkeit: Wie fühle ich mich? Ist da schon dieses flaue Gefühl, den Tag gar nicht angehen zu wollen oder bereits der Widerstand gegen einen übervollen Terminkalender? Ohne zu urteilen – nur einfach wahrnehmen und dann dem Tag die Chance zu geben, ein guter Tag zu werden. Dieses „OK, ich lasse es zu, das kann sich ja auch ganz positiv entwickeln!“ Damit nimmt man dieser schweren Energie ihre Macht. Öffnet einen Kanal, der besseren Möglichkeiten einen Weg anbietet. Oder: Wenn Sie merken, Ihre Laune rutscht gerade in den Keller – sagen Sie stopp, was war denn jetzt der Auslöser? Fast immer erkennen Sie, dass irgendeine Kleinigkeit der Auslöser war. Alles, was bewusst ist, verliert seine Macht. Dann können Sie entscheiden, ob sich das lohnt, so viel Aufmerksamkeit zu bekommen oder ob Sie vielleicht aktiv werden sollten. Manchmal zeigt es sich auch, dass Sie irgendein negatives Ergebnis erwarten, obwohl noch völlig offen ist, wie es ausgeht. Vielleicht steht tatsächlich eine Veränderung an, die Sie aber scheuen, aber wenn sie ehrlich sind und die Deutlichkeit der Zeichen sehen, dass dieser Job, diese Wohnung oder etwas anderes Ihnen Ihre Lebensqualität nimmt, dass Sie das krank oder depressiv gemacht hat, dann wagen Sie es, sich der Veränderung zu öffnen und können daran wachsen anstatt daran zu zerbrechen. Vielleicht fürchten Sie sich einfach davor, dem andern Grenzen zu setzen und damit zu riskieren, dass er sie ablehnt, obwohl das bisher schon keine gute Verbindung war. Oder Sie merken, sie müssen aufhören, die Ignoranz anderer zu bedienen, weil Sie sonst selbst ans Ende Ihrer Kräfte kommen. Und es geht darum, endlich Farbe zu bekennen. Manchmal ist es einfach die Stimme unseren inneren Sklaventreibers, der krampfhaft nach etwas sucht, um Sie wieder beherrschen zu können. Diesen Teil sollten Sie öfters entlarven und einfach nicht zuhören, weil dieses Geschwätz vertraut ist und es immer Lügen sind, mit denen er sich wichtigmachen will. Sagen Sie Stopp, wenn Sie impulsiv und überstürzt - aus Wut oder Frust sofort reagieren zu wollen, da besteht die größte Gefahr, sich selbst ein Eigentor zu schießen! Es gibt immer genug Zeit, einen zweiten Gedanken zuzulassen und erst dann zu reden oder zu agieren. Nur so können Sie lernen Intuition von Reaktion zu unterscheiden. Bei der lauten inneren Stimme des Reagierens geben Sie ihrem Gegenüber Macht über Sie, er kann Sie steuern, die leise Stimme der Intuition aber macht Sie unabhängig und gibt Ihnen Selbstbewusstsein. Lassen Sie sich doch mal mutig auf das Experiment ein! Fangen Sie klein an bei diesem Abenteuer zu neuen Ufern. Die Feiertage sind hervorragend geeignet um zu üben und herauszufinden, was Sie brauchen und was wirklich für Sie zählt.
Die vorherigen Sharings finden Sie hier »
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